Michelsberg
Michelsberg ist heute ein Ortsteil Heltaus und eine landschaftliche Besonderheit. Das Dorf liegt im Silberbachtal eingebettet zwischen dem Götzenberg und der Anhöhe Katharinenwald. Im Ort befindet sich ein fast kreisrunder Bergkegel (der Michelsberg) auf dem eine der ältesten Kirchen Siebenbürgens steht, die im romanischen Stil erbaut wurde.
Die Geschichte Michelsberg fängt im 12. Jahrhundert an. Das Dorf entstand durch die Einwanderung der Deutschen, die sich im Silberbachtal niederließen. Die Gegend erlebte einen bedeutsamen Aufschwung durch den goldenen Freibrief des Königs Andreas II. Die Siebenbürger Sachsen bekamen Privilegien und Freiheiten, wie zum Beispiel, Abgaben- und Zollfreiheit der Hermannstädter Kaufleute im ungarischen Reichsgebiet, Wälder, Wiesen und Gewässer werden den Siedlern zur freien Verfügung gestellt usw.
Michelsberg war für eine lange Zeit eine Klostergemeinde. Um 1195 wurden Teile von Heltaus und Hermannstadts Hattertgebiet (Siebenbürgisch-Sächsisch für Gemarkung) abgetrennt und der Propstei verschenkt, die angeblich beim Bau der Basilika geholfen hat. Jahre später fand ein Tausch statt. Die Propstei übergab Michelsberg die Kirchenburg und den dazu gehörenden Grund dem König, der ihr dafür einen anderen Landstrich zuweist, und zwar das Gebiet von Probstdorf bei Agnetheln. Die Burgkirche und den dazugehörigen Landstrich verschenkte König Andreas II. einem Kleriker, dem Magister Gozelinius.
1223 schenkt Magister Gozelinius mit der Bestätigung des Königs den Michelsberg der Abtei von Kerz und bleibt in deren Besitz bis zur Auflösung der Abtei. In dieser Zeitspanne hatten es die Michelsberger nicht leicht. Es gelang dem Abt durch den Pfarrer als auch durch den Richter sie zu unterdrücken und zu erpressen. Der Abt verlangte hohe Abgaben von den Bewohnern Michelsbergs. Durch Proteste erreichten sie, durch Schutzbriefe von dem ungarischen König, dass sie ihre Rechte wieder erlangten.
Es war nicht genug, dass die Michelsberger es schwer mit dem Abt hatten, denn sie mussten sich mit den Heltauern wegen des Zehnten von Grundstücken und anderen Einnahmen streiten. Die Grenzen der beiden Ortschaften waren der Hauptgrund für Prozesse. 1469 wurden zwischen Heltau und Michelsberg Grenzen gezogen. Für die nächsten Jahre herrscht Ruhe zwischen den Heltauern und den Michelsbergern bis das Dorf durch königliche Schenkung an die Marienkirche in Hermannstadt gelangt, so dass die Burgkirche den Heltauern versprochen wird, aber zugleich auch den Michelsbergern. Diese Unstimmigkeiten brachten den Pfarrer aus Michelsberg dazu, sich an das päpstliche Gericht zu wenden und so bekommt der Pfarrer ein Urteil zugunsten der Michelsberger. Die Heltauer wollten auf keinen Fall aufgeben. Das ganze Dorf hatte sich damals gesammelt um den Michelsberg zu stürmen. Kreuzfahne und Waffen nahmen sie auch mit. Angekommen auf dem Berg brachen die Heltauer die Kirchentür auf und der Heltauer Pfarrer drohte dem Pfarrer aus Michelsberg ihn zu töten. Der Streit kommt erst 1511 zu einem Ende. Die Michelsberger verlieren den Prozess, weil der Vertreter des Pfarrers von Michelsberg nicht erschienen ist. Selbstverständlich verpassten die Heltauer nicht die Gelegenheit zu protzen. Also zogen sie mit großer Pracht nach Michelsberg, wo der Pfarrer dieselben Rechte ausüben sollte, wie in der Heltauer Kirche. Die Michelsberger hatten keine andere Wahl als ihre Sachen aus der Kirche wegzubringen. Nach zahllosen Bitten, wurde es ihnen erlaubt die Burg und die Burgkirche zur Aufbewahrung ihres kümmerlichen Eigentum zu nutzen.
Die Bewohner aus Michelsberg hatten es wirklich nicht leicht. 1658 wurde das Dorf von türkischen Truppen niedergebrannt, doch sie konnten sich auf die Burg in Sicherheit bringen. 1705 plündern kaiserliche Truppen und verbrennen das Dorf wieder.
Da die Michelsberger das Recht hatten im Verteidigungsfalle sich auf die Kirchenburg zurückzuziehen, wurde es zur Gewohnheit bis ins 19. Jahrhundert, dass jeder Junge Mann, der sich eine Frau nahm, in der Nacht vor der Hochzeit einen runden Stein den Berg hinaufschaffen musste. Der Stein wurde dann im Verteidigungsfall auf den Feind herabgerollt.
Auf den ersten Blick scheint die Kirchenburg eine einfache und seltsame Struktur zu haben. Weil die Ost-West-Achse des Gebäudes aus religiösen Gründen vorgegeben war, wurde das Kirchenschiff verkürzt und zwei kleinere Türme ihr zur Seite gestellt. In der Mauer kann man noch Scharten und strategisch angelegte Eingänge, so wie Reste des Pfarrerstübchens und Zisternen sehen. Die Kirche wurde dem Heiligen Michael geweiht.
Im Dorf gibt es eine evangelische Kirche, wo die Gemeinde regelmäßig Gottesdienst feiert. Außerdem kann man in Michelsberg das Dorfmuseum besuchen, wo siebenbürgisch-sächsische Textil-, Keramik- und Holzteile aufbewahrt werden.
360° Panorama
Panorama 1Text:
Zîmța Andreea
Datum: 28.06.2017
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