Großau
Großau, rumänisch Cristian, ungarisch Kereszténysziget, siebenbürgisch-sächsisch Gruusaa*, liegt im Kreis Hermannstadt (Sibiu) in Siebenbürgen, Rumänien.
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1223 ("insula cristiana"), knapp 100 Jahre nach der Einwanderung der deutschen Siedler, die vom König Geisa II. nach Siebenbürgen eingeladen wurden. Die erste ungarische Bezeichnung lautet "Keresztenzygeth" (1395) und die rumänische "Cristianu", die 1787 erstmalig dokumentarisch belegt ist. Der deutsche Ortsname kommt das erste Mal in einem Steuerregister im Jahre 1468 vor. Die Siedlung entwickelte sich vor den Toren Hermannstadts schnell. Großau war nach Heltau die zweitgrößte Gemeinde des Hermannstädter Stuhls.
Aus der Mitte des 17. Jh. wird von einem einschneidenden Ereignis berichtet: Ein großes Türkenheer, das von Hermannstadt nach Weißenburg (Alba Iulia) zog, konnte von einem Adligen dazu bewegt werden, kampflos an der Kirchenburg von Großau vorbeizuziehen. Nachdem jedoch ein betrunkener Großauer auf die Truppen schoss, erstürmten diese die Kirchenburg. Dabei gelang es den Angreifern nicht, den Kirchturm, in dem sich die Dorfbewohner verschanzt hatten, einzunehmen. Deshalb entzündeten sie Holz und Stroh an dessen Fuß und erstickten so die Verteidiger. Danach wurde die ganze Gemeinde niedergebrannt. (Q. Kirchenburgen.org)
Grossau ist zusammen mit Großpold und Neppendorf eine der drei Gemeinden, in denen seit dem 18. Jahrhundert aus dem Salzkammergut und Kärnten vertriebene, protestantische Landler lebten und leben.
Die Errichtung der Kirchenburg begann im Jahre 1250 mit dem Bau einer romanischen Basilika, die bis zum heutigen Chor reichte. Am Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Kirche von Palisaden umgeben und nach der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die alte Basilika durch einen Hallenbau ersetzt. Beauftragt für diese komplexen Arbeiten war der baumeister Andreas Lapicida. Die Bauarbeiten mussten damals unterbrochen werden, da die Ortschaft von den Türken angegriffen wurde. So enstand die erste innere Ringmauer. Im Laufe der Zeit wurde die dreischiffige Pfeilerbasilika (geweiht dem Heiligen Servatius) mehrmals umgebaut. Trotz der Änderungen, blieb der untere Teil des romanischen Glockenturms, Kosolenreste des nördlichen Seitenschiffes, ein kleiner Turm der mauer des westlichen Teils des südlichen Seitenschiffes und im Kircheninneren ein Pfeileraufstatz des ersten Arkadenbogens erhalten. Der alte Torturm wurde vom angrenzenden Fluss unterspült und später durch einen neuen ersetzt.
Um 1500 wurden nördlich an die Kirchenburg 2 Vorhöfe angebaut. Eine Doppelmauer trennte sie voneinander. Im ersten Vorhof ist das Pfarrhaus errichtet worden. Da das Dorf während der folgenden Jahrhunderte viel von seiner einstigen Kraft verloren hatte (das drückt sich in den teils dramatisch rückläufigen Einwohnerzahlen aus: 1488 über 800 Einwohner, 1536 noch 450 und 1712 sogar nur 320), konnte die Kirchenburg von den Feinden wiederholt eingenommen werden. So 1599 von den Truppen des walachischgen Fürsten Mihai Viteazul und im September 1658 von den Tataren. Und doch ist immer wieder versucht worden, die Wehrfähigkeit der Burg zu erhalten. Noch 1731 wurde ein Teil der Ringmauer neu errichtet. Daran erinnert ein in die südliche Außenmauer eingearbeiteter Schlußstein mit Christuskopf und der Inschrift: „Ano 1731 D. 25. April“. – (Q. Josef Vetro).
Die Innenaustattung der Kirche ist besonders durch den üppig verzierten Barockaltar von 1729 und durch die Orgel, die mehrmals umgebaut wurde.
In der heutigen Zeit werden die unter Denkmalschutz stehende Kirchenburg und das umgebende Dorf alljährlich aus der Luft eingenommen: Etliche Storchenpaare bauen hier ihre Nester und ziehen jedes Jahr rund 80 Jungstörche auf.
Auch nach der Auswanderungswelle Anfang der 90 Jahre besteht die Kirchengemeinde Großau, jedoch mit stark geschrumpfter Mitgliederzahl. Ursprünglich war die Kirchegemeinde Großau eine selbstständige Kirchengemeinde, die dem Bezirkskonsitorium Hermannstadt untergeordnet war. Zusammen mit den Bezirken Schäßburg, Kronstadt, Mediasch und Mühlbach bilden sie die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien (Leitung: Bischof Rainhard Guib). Aufgrund der geringen Mitgliederzahlen ist die Kirchengemeinde Großau heute nicht mehr selbstständig. Sie hat sich zusammegeschlossen zu einem Gemeindeverband mit den Gemeinden Neppendorf, Hamlesch, Reußdörfchen und Kleinscheuern. Der zuständige Pfarrer ist Altdechant Heinz-Dietrich Galter.
In Großau gibt es keine offiziellen Straßennamen im klassischen Sinn. Die Gassen sind mit römischen Ziffern durchnummeriert. In der sächsischen Mundart hatten die Straßen jedoch sehr wohl Namen wie Kirchgasse, Klättittengässchen (was Pfannkuchengässchen heißt) etc.
Großau hat eine lange, aber wunderschöne Geschichte. Am besten lassen Sie sich diese Geschichte vor Ort erzählen.
Weitere Informationen finden Sie auf www.grossau.de. Die Heimatortsgemeinschaft Großau ist sehr aktiv in das Gemeindeleben involviert und die Großauer haben sich große Mühe gegeben ihre ganze Geschichte zu dokumentieren.
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