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Großalisch

Großalisch, rumänisch Seleuş, ungarisch Nagyszöllös, siebenbürgisch-sächsisch Griisålesch, liegt im Kreis Mieresch (Mureş) in Siebenbürgen, Rumänien.

Die siebenbürgische-deutsche Siedlung ist urkundlich unter verschiedenen Namen erwähnt worden. Erstens (1348) unter den Namen Scewlews und später unter den Namen (1393) Ewluesch, (1411) Zewlws,( 1432) Ewlesch,( vor 1500) Halws, (nach 1501) Nagy-Zeuleus,( 1526) Ewlysz, (1532) Gross-alysz,( 1661) Szölös,( 1804) Gross-Szölös.

Das ungarische Wort „szöllös“(deutsch Weinholde) ist wahrscheinlich die Grundform des Namens und entspricht der Lage der Ortschaft. Dieses Wort wurde dann von den siebenbürger-Sachsen in „Zalesch“ umgewandelt und letztendlich in den Namen Alisch.

Das Beiwort „Groß“ erhielt die Siedlung durch die Angrenzung and die große Kokel. Über die Vergangenheit des Dorfes Großalisch erzählt man sich viele Geschichten. Nachempfinden kann man sie auch heute noch bei einem Spaziergang, der am Silber- und Tränenbrunnen sowie am Mordhill vorbeiführt. Alle diese Namensgebungen gehen der Überlieferung nach auf eine alte Erzählung zurück: Einst fanden zwei Brüder am sogenannten Silberbrunnen einen Schatz. Ihre brüderliche Zuneigung verwandelte sich daraufhin schnell in Hass und schließlich brachte einer von beiden den anderen auf dem Mordhill um. Entsetzt von seiner eigenen Gräueltat floh er über die Wiesen und Wälder der nahen Umgebung, brach schließlich erschöpft zusammen und weinte eiskalte Tränen – genau an der Stelle, an der heute der Tränenbrunnen zu finden ist. Den Fluchtweg, den er ergriffen hatte, nannte man daraufhin Wünichhill. Auf diesem Hohlweg soll man auch heute noch Lehmklumpen finden, die von den Schuhen des Flüchtenden gefallen sind. (Kirchenburgen.org)

Die Wahrheit ist aber, dass das Dorf und dessen Bevölkerung nicht von Unglück und Schicksaalsschlägen geschont war. Mehrere Großbrände, welche die Hälfte der Häuser zerstört hatten und mehrere Fälle von Viehsterben waren einige der vielen Schwierigkeiten, die die Großalische Bevölkerung durchstehen musste. Doch die Menschen ließen sich nicht niederschlagen und schafften es in einem Jahrhundert die zahlreichste Gemeinde des Schäßburger Stuhls zu werden.

Ihr Wohlbefinden dauerte aber bis Anfang des 17. Jahrhundert. Die Kriege zwischen dem walachischen Woiewodne Michael der Tapfere und den ungarischen Fürsten Basta, Moses Szekeli, Bocskai und Gabriel Bathori, haben das Dorf dezimiert. Laut manchen Historikern, waren diese Kriege schrecklicher als die Tataren- und Türkeneinfälle.

Das einzige, was sie den Dorfbewohnern nicht nehmen konnten, war ihr Glaube. 1476 wird eine Saalkirche mit dreiseitig geschlossenem Chor fertiggestellt und erst 27 Jahre später wird sie in eine Wehrkirche umgebaut. Ihre heutige Form erhielt sie Anfang des 19. Jahrhunderts nach vielen Renovierungen.

Im Inneren finden die neugierigen Besucher einen Barockaltar, bemalt von dem Maler Andreas Maler aus Schäßburg (1713), eine aus Holz gefertigte Kanzel (1823), ein beeindruckendes Chorgestühl des Klassizismus und eine Orgel, die von einem Orgelbauer aus Kronstadt aufgestellt wurde. Die strenge Sitzordnung der Siebenbürger Sachsen vermittelt sehr eindrücklich der Innenraum mit den Emporen für die Männer, den Kirchenbänken, in denen Frauen dem Alter nach saßen und dem Chor, der Konfirmanden und den Presbytern vorbehalten war.

Außerhalb der Kirche, in den Ringmauern eingebaut, sieht man den mächtigen, zweistöckigen Glockenturm mit Verkragungen aus dem 16. Jahrhundert und einen Holzwehrgang, abgedeckt von einem Pyramidendach. Die Großalische Gemeinde besitzt zwei vorreformatische Glocken. Die große Glocke ist aus dem 14. Jahrhundert und die kleine Glocke stammt, laut Inschriften, aus dem 15. Jahrhundert.

Das Offiziersquartier (1754), das für die kaiserlichen Besatzungstruppen gebaut wurde, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts renoviert und als Dorfschenke einerichtet. Später wurde es zur rumänischen Staatsschule umfunktioniert.

Im selben Zeitraum began eine Auswanderungswelle nach Amerika. Die Zeit hat schwere Spuren in dieser Geimeinde hinterlassen. Fünfzehn Jahre hat sich die HOG Großalisch bemüht, dass die Kirche in einem neuen Glanz erstrahlt. Der Grund, warum es so lange gedauert hat, war nähmlich, dass die Fachläute die Kirche als uninteressant fanden. Im September 2015 fand die Wiedereinweihung der Kirchenburg statt, zu der 120 Großalische aus Deutschland kamen.

Mit 65 Gemeindegliedern ist Großalisch eine der größeren Kirchengemeinden in der Region. Es wird heute geistlich vom Schäßburger Stadtpfarrer mitbetreut.

Über die vielfältige Geschichte des Dorfes und der Kirchenburg kann man von der Kuratorin Elfriede Hermann erfahren.

Text:
Datum: 28.03.2019

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