Bußd bei Mühlbach
Bußd bei Mühlbach( rumänisch Boz, ungarisch Buzd, siebenbürgisch-sächsisch Buss*) liegt im Kreis Weißenburg (Alba) in Siebenbürgen (Zekesch-Hochland), Rumänien.
Es ist ein altes, schlafendes Dorf zwischen sonnigen Hügeln. Das ehemalige Hörigendorf des Unterweißenburger Komitats wurde nach unterschiedlichen Angaben erstmals 1295 oder 1334 urkundlich erwähnt. Der Name kommt aus dem Slawischen und bedeutet Holunder.
Bußd bei Mühlbach ist ein Vorbild und ein perfektes Beispiel für ein ausgewogenes Verständnis und Respekt vor der ethnischen Zugehörigkeiten zwischen Rumänen, Sachsen, Ungarn und Zigeuner.
Das Leben der Dorfbewohner schwebte zwischen den großen, fruchtbaren Feldern und der evangelischen Wehrkirche. Die spätgotische Kirche beherbergt eine riesige Glocke, die auf wundersame Weise die schwarzen Wolken von Gewittern durchbrach und den Hagel vertrieb. Die Kinder liefen barfuß, sprachen Sächsisch und Rumänisch miteinander, aber am Besten haben sie sich durch Spiele verstanden.
In ihrem verlorenen Dorf, aber nicht von der Zeit vergessen, sind die Weltkriege eingetreten. Die Bußder wurden von den Waffen-SS-Truppen rekrutiert und mussten an der Ostfront kämpfen. Man sagt, sie hätten auf dem Zug, der sie an die Ostfront brachte folgendes geschrieben: ,, Stalin, schütze deinen Schnurrbart! Die Bußder kommen!‘‘ (rum. “Staline, apără-ți mustața! Vin bozenii!”). Nach Kriegsende wurden die Sachsen nach Russland deportiert. Nur ein paar Frauen, Kinder, Kranke und Alte sind Zuhause geblieben. Weniger als die Hälfte kamen zurück und für diejenigen, die zurückkehrten, gab es keinen Platz mehr, da sie als Nazis und Verräter ihrer Heimat betrachtet wurden. So geschah es, dass sich einige Familien nach Jahrzehnten der Sehnsucht in Deutschland zusammengefunden haben.
In Bußd wohnen heute Romas und ein paar alte, nostalgische Rumänen, die sich immer wieder wünschen, dass sie Sachsen nochmals zurückkommen.
Wenn man in die Kirche reinkommt, hat man den Eindruck, dass die Gemeinde von einem Tag auf den anderen verschwunden ist. Auf dem Alter und der Kanzel liegen offene Bibel, Fahnen, Familienwidmungen hängen an Wänden und von der Empore, die Orgel scheint noch ziemlich intakt zu sein. Der Glockenturm war ein Mehrzweckgebäude, der als Schule und Lagerraum diente.
Daniel Schuster, ein 80-jähriger Sachse bemüht sich seit über 20 Jahren die turmlose Kirchenburg vor dem Verfall zu retten. Die Feuchtigkeit ist das Hauptproblem. Dank ihm und großzügigen Spendern hat sich die Burg einigermaßen bis heute erhalten, aber weitere Maßnahmen sind nötig: Sicherung des Dachstuhls gegen Vögel, Aufräum- und Freiraumarbeiten, Notsicherung des Schulgebäudes, Reparatur der Mauerkrone und –abdeckung, weitere Untersuchungen. Die Alte Schule ist einsturzgefährdet, die Ziegelsteine am Sockel der Kirche sind stark verwittert, Vogelkot beschädigt den Dachstuhl und die Ringmauer verfällt zunehmend. Mit relativ geringem finanziellem Aufwand, können diese und weitere Schäden behoben werden. (Q. kirchenburgen.org)
Benötigte Summe: 3.500 EUR (für weitere Informationen und Spenden, bitte kontaktieren Sie Herrn Daniel Schuster unter stiftung_agenda2023@yahoo.de)
Es gibt hier also viel zu entdecken – und vor allem zu retten!
Text:
Zîmța Andreea
Datum: 08.05.2018
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